"Ich weiß, dass "wir" nicht "alles Leid der Welt" aufnehmen können. Das
tun wir auch nicht. Aber: Ich war und bin dagegen, Flüchtlinge
absichtlich schlecht zu behandeln, um auf diese Weise "Anreize" zu
begrenzen; Flüchtlinge sind keine Pawlowschen Hunde. Ich war und bin
dagegen, Flüchtlinge als Menschen dritter Klasse zu sehen. Ich bin
dagegen, weil solche politische Rohheit sich verbreitet; sie wird dann
demnächst auch andere Gruppen treffen. Ich war und bin dagegen, dass
Asylpolitik, dass Politik überhaupt gemacht wird nach dem Motto "Wo
gehobelt wird, da fallen Späne"; Flüchtlinge, Flüchtlingsfamilien sind
keine Späne. Und falsche Politik wird nicht richtig, wenn und weil die
Zahl der Flüchtlinge ansteigt. Ich war und bin dagegen, dass über
Menschen mit juristischen Fiktionen entschieden wird. Senegal und Ghana
als sichere Herkunftsländer? Die Türkei als sichereres Drittland?
Unsichere Staaten kann man nicht per Definition für sicher erklären.
Definitionen ändern nichts an der Realität. Wenn Definitionen die
Realität leugnen, sind sie Lüge."
"Prof. Dr. Heribert Prantl lehrt als
Honorarprofessor für Rechtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Er
hat Recht, Geschichte und Philosophie studiert, parallel dazu eine
journalistische Ausbildung gemacht und im Urheberrecht promoviert. Bevor
er 1988 als rechtspolitischer Redakteur zur SZ ging, war er
Staatsanwalt und Richter in Bayern - und hat dort alles verhandelt, was
es in der Juristerei so gibt, Ehesachen ausgenommen. Er liebt die Musik
seines oberpfälzischen Landsmanns Christoph Willibald Gluck. Wenn er die
hört, legt er Romane, Geschichtsbücher, die "Reine Rechtslehre" und
sogar die Süddeutsche Zeitung beiseite."
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