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Mittwoch, 4. November 2015

sitrep Berlin: Dem ist nun nichts hinzuzufügen

Quelle: https://netzwerkfluechtlingeberlin.wordpress.com/2015/11/04/ein-blick-auf-die-aktuelle-lage/



Ein Blick auf die aktuelle Lage


"Im Moment kommen zwischen 600 und 700 Menschen als Asylsuchende täglich nach Berlin. Davon sind aus dem West-Balkan nur noch ca. 5%. Der deutlich überwiegende Teil dieser Menschen wird damit Anerkennungs- oder Bleibeperspektive haben. Zwischen 100 und 150 Menschen gehen täglich auch wieder, weil sie z.B. mit Zügen aus Bayern kommen, aber aus unterschiedlichen Gründen an andere Orte wollen.

Es bleiben dennoch “netto” dann rd. 500 am Tag. Die Anzahl freier Betten in Dauereinrichtungen ist im Grunde null. Die Anzahl der Plätze in Notunterkünften ist ebenfalls nahezu null.


Es werden deshalb zwingend und kaum änderbar jeden Tag NEUE Unterkünfte für rd. 500 Menschen zusätzlich gebraucht und geöffnet werden. Dies sind im Schnitt 2 Turnhallen und noch einen Klacks “oben drauf”. Sofern es Unterkünfte geben kann, die größere Kapazitäten haben, mag sich dies mal tageweise ändern. Aber dabei geht es eben um Tage, nicht um Wochen. Zudem sind diese großen Unterkünfte nicht in unendlicher Zahl zur Verfügung und haben alle unterschiedliche Nachteile, die erst einmal in den Griff bekommen werden müssen. 


Es ist nicht unsere Aufgabe, diese Umstände zu verkaufen oder für Verständnis zu werben. Aber wir können rechnen und die Situation beurteilen. Deshalb gehen wir im Moment davon aus, daß nahezu jeden Tag weitere Unterkünfte und vermutlich eben auch Turnhallen benötigt werden und auch als solche eröffnen.


Man kann lange darüber diskutieren, ob dies nun vorhersehbar war, es andere Lösungen geben muß oder müßte, irgendwelche Transitzonen geschaffen werden sollen oder wie man zukünftig weiter verfahren müßte. Im Moment ist es furchtbar egal. Alles was zukünftig kommt, ändert nichts an dieser aktuellen Situation bis mind. Jahresende. Die Menschen sind entweder schon in Deutschland bzw. Bayern, kurz davor oder kommen noch definitiv. Und wir haben die Pflicht, sie unterzubringen und vernünftig zu versorgen.


Es werden deshalb sehr schnell weitere Turnhallen genutzt werden müssen. Die Standards werden auf ein Mindestmaß herabsinken und tatsächlich wird es nun auch für die Bevölkerung Einschränkungen geben: Sportunterricht wird ausfallen und Vereinssport in den Möglichkeiten reduziert. Das alles ist jetzt so. Und es ist nicht schön.


Noch viel weniger “schön” ist allerdings das Schicksal der Menschen, die hier herkommen. Sie haben noch viel mehr in Kauf genommen und nehmen müssen. Wir müssen hier in dieser Gruppe zu nichts groß appellieren. Aber wir alle haben im Umfeld Menschen, denen diese Einschränkungen nicht gefallen werden. Und wir müssen insofern gegensteuern, daß die gezeigte wahnsinnig wundervolle Willkommenskultur nicht zu sehr Schaden nimmt.


Die Flüchtlinge sind an sich nicht das “Problem”. Es ist nur ein gutes Prozent an Bevölkerung, das dieses Jahr dazukam. Das fällt im Grunde nicht mal auf. In dem Augenblick, wenn es um persönliche Einschränkungen geht, reagieren manche Menschen dennoch ablehnend, selbst wenn sie es in der Frage selbst vielleicht gar nicht sind. Je besser alle darauf vorbereitet sind, desto besser ist man auch darauf eingestellt. Deshalb stellt euch darauf ein – jeden Tag 2 neue Turnhallen, die als Unterkunft genutzt werden müssen. Mal eine mehr und mal eine weniger. Und welche es genau ist, ist kaum vorher zu sagen, nicht einmal von Euren Politikern im Bezirk.


Es ist kein böser Wille, es ist eine Notwendigkeit. Und unsere moralische und ethische Pflicht, anderen in dieser Situation zu helfen. Danke Euch allen für Eure jeweilige Hilfe, Unterstützung, Empathie und gelebte Werte! Manchmal fordert das Leben das, und es ist schwer, das immer und immer wieder zu zeigen und zu geben. Aber Ihr selbst wisst, daß es sich auch verdammt gut anfühlt, uns sehr viel und sehr vieles von diesen Menschen auch zurückgegeben wird. Nochmals Danke an Euch! Auch für die zukünftige Kraft und Arbeit!
"


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