Offener Brief zur medizinischen Versorgung im Medipoint am
LaGeSo
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Dr. Koska / Serah Can, Caritas
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Dr. Seybold, Charite
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Herrn Allert, LaGeSo
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Verwaltung des Senats, Senator Czaja
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Dr. G. Jonitz, Ärztekammer
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RBB online
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Moabit hilft
Seit August arbeiten täglich in 2 Schichten Ärzte und
medizinische Helfer unterschiedlicher Fachrichtungen ehrenamtlich (EA) in der
Betreuung von Flüchtlingen, die auf dem Gelände des LaGeSo Tag und Nacht in
unterschiedlichen Warteschlangen sich befinden, bis zu einem Drittel davon sind
Kinder. Ein Teil der Patienten ist krank, oder werden es – durch die
Wetterbedingungen und den engen Kontakt mit anderen. Viele Patienten sind noch
nicht registriert. Sie haben somit keinen Anspruch auf Teilhabe am regulären
ambulanten Gesundheitssystem. Sie sind auf die Versorgung wie im Medipoint
angewiesen.
Viele Patienten sind bereits registriert, haben den grünen
Krankenschein, wissen aber oft gar nicht was sie damit anfangen können. Sie
müssen meist in verschiedenen Schlangen anstehen (z.B. Leistungsabteilung) und
nutzen das Warten um ihre Gesundheitsprobleme im Medipoint vorzustellen. Durch
das Missverhältnis zwischen Andrang und der Bearbeitung werden viele Menschen
nach stundenlangem Warten auf einen Termin an einem anderen Tag vertröstet, auch
für einfache Leistungen wie das Verlängern des grünen Krankenscheins.
Inzwischen haben sich die räumlichen und logistischen
Arbeitsbedingungen für die Ärzte/Helfer im Haus M erheblich verbessert. Das ist
zweifelsfrei durch die Beteiligung der Charité erreicht worden. Die Zahl der
Ärzte, die von der Charité und der Bundeswehr bereitgestellt werden reicht
jedoch nicht aus, um auf die ehrenamtlich tätigen Ärzte/Helfer verzichten zu
können. Besonders bei den Kinderärzten besteht großer Bedarf, der durch die
Charité nicht gedeckt wird. Der Hintergrund ist die prekäre Personalsituation
in den Kinderkliniken der Charité, die es nicht erlaubt, Kinderärzte
abzustellen für die Arbeit im LaGeSo.
Einzelne Ärzte wurden von der Leitung der Charité angesprochen,
in Honorartätigkeit für die Charité im Medipoint tätig zu werden. Dennoch gibt
es immer noch ein Nebeneinander von Ärzten, die als Angestellte für die selbe
Tätigkeit honoriert werden, andere jedoch nicht.
Inzwischen ist die Arbeit für Ärzte und medizinische Helfer am
LaGeSo extrem erschwert. Die Versorgung akuter Erkrankungen wird verdrängt
durch sogenannte "Härtefälle alt“ - Patienten die schon seit Wochen auf
die Registrierung warten und immer wieder anstehen müssen, um zur Registrierung
zu gelangen. Sie werden vom Wachpersonal am Eingang zum Medipoint geschickt, um von uns eine
Härtefallbescheinigung zu bekommen, die bestätigt dass die Erkrankung eines
Familienmitglieds oder die eigene eine besondere Härte darstelle, die ein
Warten in der Schlange unzumutbar macht. Viele dieser Begehren sind aus
medizinischer Sicht berechtigt, wir sind gehalten, nicht berechtigte
Nachfragen auszusortieren nach Kriterien, die von der Caritas/Behörde
vorgegeben werden.
Unser Problem ist – da wir die medizinisch berechtigen
Härtefälle an die Caritas weiterleiten – dass in oft täglich wechselnden
Regelungen überhaupt keine bis wenige, manchmal bis 10 Fälle zur Vorstellung
über die MitarbeiterInnen der Caritas als Härtefall zugelassen werden. Dies ist
eine völlig willkürliche Regelung, die mit ärztlichem Ethos und Handeln nicht
vereinbar ist. Die Ärzte werden z.T. genötigt, keine Härtefälle zu definieren
oder sie erhalten keine Gelegenheit, die Fälle vorzutragen. Wir wissen, dass
nicht die Caritas, sondern das LaGeSo mit der beschränkten
Bearbeitungskapazität (derzeit max. 130 Fälle pro Tag) die Ursache dieses
Problems ist. Der Umgang mit den sich abspielenden menschlichen Tragödien wird
von der Behörde einfach weitergereicht.
Zusätzlich werden die Mitarbeiter der Caritas und die Ärzte und
medizinische Helfer von Patienten immer wieder massiv unter Druck gesetzt,
ihnen zu helfen, ihre Belange beim LaGeSo vorzubringen. Keinem der Ärzte ist es
je gelungen seine Argumente einem Mitarbeiter des LaGeSo persönlich vorzutragen.
Nie gibt es eine Rückfrage von dort sondern die MitarbeiterInnen der Caritas
sind allein dem Druck von allen Seiten ausgeliefert. Ein unhaltbarer
Zustand.
Durch unsere Arbeit haben wir bisher den Zustand versucht für
die Patienten am LaGeSo abzufangen, um die größten medizinischen und
humanitären Missstände für die Menschen erträglicher zu machen.
Dazu sind wir nicht mehr bereit.
Wir fordern deshalb von der Leitung des LaGeSo, und dem Senat
Berlin:
•
Menschliche, rasche und in den Abläufen sinnvolle Registrierung
der Flüchtlinge
•
Einfacher und rascher Zugang zu den Leistungsabteilungen des
LaGeSo
•
Gesundheitsversorgung entsprechend der UN-Menschen- und
Kinderrechtskonvention für alle Flüchtlinge, unabhängig vom
Registrierungsstatus
•
eine solide Versorgung der Schwangeren mit
Schwangerschaftsvorsorge nach nationalem Standard, d.h. Gynäkologen und
Hebammen am LaGeSo
•
Versorgung aller Flüchtlinge mit medizinischer
Eingangsuntersuchung und Impfung
entsprechend empfohlenen Standards
•
die sofortige Einführung der Gesundheitskarte, die mit der
Erstregistrierung allen eine Teilnahme an der öffentlichen
Gesundheitsversorgung ermöglicht
Überführung
der ehrenamtlichen MitarbeiterInnen aller Berufe in ein ordentliches
Angestelltenverhältnis oder ein Honorarverhältnis, oder zusätzliche Stellen der
Charité für die nötigen Fachgruppen.
Unterschriften
Theodor
Michael
Hartmut
Wollmann
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