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Samstag, 19. Dezember 2015

Offener Brief zur Vertragsgestaltung für Betreiber von Notunterkünften

https://www.facebook.com/WiWimOlympiapark/posts/834257723363116

Sehr geehrter Herr Regierender Bürgermeister,


wir sind freiwillig Engagierte aus Vereinen, Bürgerinitiativen und informellen Netzwerken aus dem Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Wir bringen uns in der Flüchtlingshilfe ein und betreuen Gemeinschafts- und Notunterkünfte und unterstützen die jeweiligen professionellen Betreiber in ihrer karitativen Arbeit.
In den meisten Fällen handelt es sich dabei um eine sehr gute Gemeinschaftsleistung. Unsere ehrenamtliche Arbeit ist untereinander und seit Monaten auch mit den Zuständigen des Bezirks gut vernetzt. In der täglichen Arbeit und in gemeinsamen Sitzungen ergeben sich Fragen, die für ganz Berlin relevant sind und die Zusammenarbeit zwischen Ehrenamtlichen und Unterkunftsbetreibern betreffen.


Bisher war es uns nicht möglich, mit den unterschiedlichen Beteiligten diese Fragen in eindeutiger und verbindlicher Weise zu klären.
 

Im Vordergrund steht die Betreuung und die Versorgung der Menschen in den Notunterkünften, ohne dass sich der dafür bezahlte Betreiber aus Pflicht und Verantwortung nehmen kann oder sein Einsatz als Betreiber aus einer finanziellen Zuwendung heraus eine Instrumentalisierung erfährt.
 

Um die aktuellen Herausforderungen, welche aus der hohen Zahl schutzsuchender Menschen erwächst, in Berlin zu bewältigen, sind zahlreiche, auf Landesebene nutzbare Ressourcen erschlossen und als Notunterkunft in Betrieb genommen worden, jedoch erscheint dabei die vertragliche Lage für die gemeinnützigen Träger einerseits (einschließlich gemeinnützigen GmbHs) sowie die privatwirtschaftlichen Betreiber andererseits als sehr unterschiedlich. Dies gilt sowohl für die Vertragsart, die vertragliche Ausgestaltung als auch die jeweils vereinbarten Inhalten.
 

Grundsätzlich erhalten die Träger/Betreiber einer Unterkunft ihre finanziellen Zuwendungen für die Bewirtschaftung im Rahmen eines abgeschlossenen Dienstleistungsvertrags mit dem Land Berlin.
 

Für Gemeinschaftsunterkünfte (GUK) gibt es gemäß der Berliner Unterbringungsleitstelle eine klare Definition der Qualitätsanforderungen für vertragsgebundene Unterkünfte (einschließlich Aufnahmeeinrichtungen nach §44 AsylVfG) hinsichtlich Platzbedarf, Ausstattung und Versorgungsleistung. 

Für Unterkünfte mit einer Notbelegung und reine Notunterkünfte (NUK), wie beispielsweise provisorisch eingerichtete Turn- und Sporthallen ist uns trotz intensiver Nachfrage eine vergleichbare sowie verbindliche Leistungsbeschreibung bisher nicht bekannt bzw. die oben genannten Qualitätsanforderungen finden keine Anwendung.

Dieser Sachverhalt führt zu den im Anhang aufgeführten Fragen, die wir Ihnen mit der Bitte um Stellungnahme hiermit übermitteln.


Sehr geehrter Herr Müller, 


in den vergangenen Wochen war feststellbar, dass die Arbeit der Freiwilligen abzunehmen droht.
Das gilt in gleichem Maße auch für die Spendenbereitschaft der Bürgerinnen und Bürger. Allerdings kann auf die unentgeltlich erbrachte Arbeit der freiwilligen Helfer nicht verzichtet werden. Allein dieses Engagement hat in den letzten Monaten dafür gesorgt, dass die Erstversorgung und der laufende Betrieb in den Notunterkünften aufrecht erhalten werden konnte und zumindest eine minimale Handlungsfähigkeit bei der Versorgung der Menschen gewährleistet war.


Im Zusammenhang mit den anstehenden politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen müssen klare Verantwortlichkeiten, Konzepte und Verfahren installiert werden. Wie bleibt das zivilgesellschaftliche Engagement zukünftig nicht nur erhalten, sondern wie kann es auch deutlich zielgerichteter eingesetzt werden? Welche Strukturen und Leistungen garantiert das Land hierfür unabhängig von der Freiwilligenarbeit?


Zudem gibt es immer wieder unterschiedliche Auslegungen, Interpretationen und Aussagen zu den Verpflichtungen der Betreiber. Dies führt u.U. auch dazu, daß Freiwillige unbezahlt Leistungen vom Betreiber übernehmen, der im Gegensatz dazu allerdings vergütet wird. Wenn diese Fragen unbeantwortet bleiben bzw. die Antworten von den Betreibern zu Lasten der Freiwilligenarbeit ausgelegt werden, würde sich dies in Folge als kontraproduktiv für die Motivation zum gesellschaftlichen Engagement auswirken.


Es liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung, dieses zivilgesellschaftliche Engagement für Berlin und für die Berliner zu erhalten.


Wir fordern Sie daher auf, dieser Verantwortung gerecht zu werden. 


Für Rückfragen und ein Gespräch stehen wir zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
gez. Stefanie Richter gez. Christian Lüder
 

Netzwerk "Berlin hilft!"
Charlottenburg hilft
Willkommen im Westend
Willkommen in Wilmersdorf
Soko Soorstraße
Flüchtlingsinitiative am Klausnerplatz
Initiative in der Forckenbeckstr. 37 (www.hockeyhilft.org)
Freiwilllige helfen in Wilmersdorf
Ehrenamtliche Pioniere für die Flüchtlinge im ehem. Rathaus Wilmersdorf
BEAK Charlottenburg-Wilmersdorf



Fragenkatalog zum Betrieb von Notunterkünften

 
Unsere Fragen:


1. Wie lautet die eindeutige Leistungsbeschreibung in den Qualitätsanforderungen, die ein Betreiber einer Notunterkunft zu erbringen hat und welche das Land Berlin als Vertragspartner auch einfordern kann?


2. Welche Mindeststandards gelten für Notunterkünfte hinsichtlich Betreuung, Ausstattung, Personal?


3. Gibt es eine Analogie zum (geltenden) Personalschlüssel für Gemeinschaftsunterkünfte? Wenn ja, welche?


4.Welche Ausstattung und Dienstleistungen (z.B. Organisation von Arztterminen, Wäschereinigung, Dolmetscher) muss der Betreiber zwingend vorhalten und regelmäßig erbringen?


5. Gelten die Mindestanforderungen für Gemeinschaftsunterkünfte hinsichtlich der Versorgung mit Lebensmitteln und Getränken auch für Notunterkünfte? Wenn nein, worin liegen die Abweichungen und wie werden sie begründet?


6. Welche Artikel des täglichen Bedarfs (insbesondere Hygieneartikel) hat ein Betreiber vorzuhalten?
Ist für diese Artikel des täglichen Bedarfs ein festes Budget im Dienstleistungsvertrag vorgesehen?
Erfolgt der Einkauf zentral oder selbständig durch den jeweiligen Betreiber?


7. In welchem Umfang hat der Betreiber Kleidung für die in der Notunterkunft untergebrachten Menschen vorzuhalten? In welcher Weise ist diese Kleidung zu besorgen und auch auszugeben?


8. In welcher Anzahl sind Toiletten und Duschen sowie Handwaschbecken (Schlüssel) in den Notunterkünften vorzusehen? Ist bei nicht ausreichender Anzahl der Betreiber hierfür verantwortlich oder ist das Land Berlin als „Vermieter der Unterkunft“?


9. Wie wird die medizinische Versorgung in der Notunterkunft sichergestellt? Gibt es Anforderungen an Arztzimmer und deren Ausstattung? Wie kommen unregistrierte Menschen an Medikamente? Ist es richtig, daß noch nicht Registrierte zum Arzt gehen können und diese Behandlung dann über das LaGeSo abgerechnet wird? Wird dies auch praktiziert und ist dies bekannt?

 
10. Wie verändern sich die Anforderungen an die Betreiber und die vertraglichen Grundlagen,wenn sich eine Notunterkunft zu einer Gemeinschaftsunterkunft wandelt (wie beispielsweise geschehen in der NUK Rathaus Wilmersdorf oder der NUK Messe Berlin, Halle 26)?


11. In Absichtserklärungen ist davon die Rede, daß noch nicht erreichte Standards der Unterkunft in Abstimmung mit dem Senat erreicht werden sollen. Welche zeitlichen Abläufe sind darunter zu verstehen? Wer ist letztlich verantwortlich (Betreiber oder Land Berlin)? Und wann ist daraus was von wem letztlich einforderbar?


12. Warum werden statt Absichtserklärungen nicht tatsächliche Verträge abgeschlossen? Damit wäre die Abrechnung nicht nur einfacher, sondern auch erleichtert (x Personen mal y €).


Dienstag, 8. Dezember 2015

Audiatur et altera pars: erhebliche Probleme in NUK Olympiapark - Kritik an Albatros gGmbH

Aus dem Olympiapark, bisher eine Berliner Vorzeigemodelleinrichtung, kommt unüberhörbare deutlichste Kritik seitens der Ehrenamtlichen. Es spricht eine deutliche Sprache, dass der https://volunteer-planner.org/helpdesk/olympiapark-horst-korber-zentrum-in-der-glockenturmstrasse/shifts/2015/12/8 "ab sofort" nicht mehr von Ehrenamtlichen betrieben werden wird. Die freiwilligen Helfer*innen dort werden offenbar selbst zu Flüchtigen. Es gibt sie einfach nicht mehr. Kein einziger Eintrag mehr für die Kleiderkammer.... das spricht eigentlich für sich. Im folgenden Blogeintrag widmen die Ehrenamtlichen dem Betreiber sogar einen vollen -extrem kritischen-  Absatz:

http://willkommen-im-westend.de/?p=1419

"Infolge von Unstimmigkeiten mit dem Betreiber überlässt Willkommen im Westend ab sofort dem Betreiber der Notunterkunft, der Albatros gGmbH die Koordination der ehrenamtlichen Arbeit. Dazu hat die Firma bereits den Zugang zum Volunteer Planner. Die Facebook-Seite wurde analog zum Eintrag im Volunteer Planner in „Olympiapark (Horst Korber Zentrum) in der Glockenturmstrasse“ umbenannt“, Mitarbeiter von Albatros haben einen Zugang erhalten und können nun im Namen der Seite posten.."



Samstag, 5. Dezember 2015

Hotel President: Die "kleine Schwester" der NUK Olympiapark

https://www.inforadio.de/programm/schema/sendungen/nahaufnahme/201512/228589.html

In der Notunterkunft im Olympiapark hat sich die Situation mittlereile derart etwas verbessert, als dass die Charité dort von MO-FR von 10:00 bis 18:00 Uhr mit 3 eigenen Kräften (Arzt, Pflege, Verwaltung) präsent ist. Dies ist zu begrüssen, da weiterhin jeden Tag ein riesiger Zustrom an Menschen mit dem Zug und mit Bussen aus Bayern zu bewältigen ist.

Am Wochenende herrscht dann Flaute und es gibt praktisch keine ärztliche Versorgung dort, da die Freiwilligen ausbleiben.  

Die gesetzlich vorgeschriebene, medizinische Erstuntersuchung, incl. TBC-Lungen Röntgen, findet, fahrlässiger Weise, auch nach Monaten weiterhin nicht statt. Ein immer schwerwiegenderes Versäumnis der Berliner Senatsverwaltung.

Sonntag, 11. Oktober 2015

ca. 30% aller Flüchtlinge benötigen medizinische Nothilfe - bisher: 1.500 Hilfeleistungen

Nach Angaben des Betreibers haben mittlerweile etwa 4.500 Menschen die Notunterkunft im Olympiapark mit seinen maximal 1.000 Betten passiert. Es handelt sich um eine große Flüchtlingsdrehscheibe.
Die von Anfang an durch freiwillige ÄrztInnen, ZahnärztInnen, Pfleger, Krankenschwestern, Kinderkrankenschwestern, OpSchwestern und anderen Fachbereichen organisierte medizinische Notversorgung wurde, in guter deutscher Manier, möglichst von Anfang an vollständig erfasst und dokumentiert. Hierzu wurde pro Arzt/Patientenkontakt ein Dokumentationsbogen angelegt und ordentlich buchhalterisch abgeheftet. Auf diese Weise konnten wir bereits mehrfach, und das auch nach vielen Tagen, das Geschehen "entchaotisieren", zB bei Verschlimmerungen und Wiedervorstellungen, und ordentlich nachvollziehen; genau so, wie in einer guten Klinikambulanz, einer Arztpraxis oder einem Sanitätsbereich der Armee bei der übenden Truppe.
Gestern nun haben wir eine etwas tiefe gehende Erstanalyse der umfangreichen Dokumentation vorgenommen. Demnach haben etwa 30 % jener 4.500 Menschen, also ca 1.500 Menschen um ärztliche bzw. zahnärztliche Hilfe im "medicalPoint" im Betonbunker nachgesucht und diese dort auch erhalten, soweit wir nicht an unsere Grenzen kamen. Dann griff und greift eine sehr gute und verständnisvolle Zusammenarbeit, bisweilen auch sehr unbürokratisch - das kann nicht hoch genug eingeschätzt werden in dieser Lage (!)- mit einer großen und bekannten Klinik in Rufweite, also im Westend.
Diese Zahlen, die binnen 4 Wochen vorzuweisen sind, sind beeindruckend, denn alles wurde dort wirklich völlig aus dem Nichts heraus organisiert, ja beinahe "gezaubert".
Wurde ärztliche/zahnärztliche/medizinische Hilfe zunächst ausschliesslich von freiwilligen Kolleginnen und Kollegen, sowie professionellen Kräften aus Rettungsstellen, Kinderkliniken und OP's getragen, so hilft uns nun, jeweils von MO-FR, stundenweise ein weiterer großer Klinikträger mit regelmässig, nur für diese Aufgabe abgestelltem, ärztlichem -und demnächst auch organisatorischem- Personal diese echte Riesenaufgabe zu bewältigen. - Wir haben hier den Eindruck, dass es jetzt erst richtig losgeht.
Lebensfähige Strukturen hat ausschliesslich freiwilliges Engagement geschaffen. Der Staat hielt sich äusserst bedeckt - und: das ist noch sehr sehr diplomatisch fornuliert. - Um die Überlebensfähigkeit zu gewährleisten, sind nun ergänzende, strukturelle Voraussetzungen, im Interesse der geschundenen Menschen, geschaffen worden. Dafür sind wir sehr dankbar - wenngleich die beteiligten Behörden sich weiterhin im Krisenmodus und überwiegend auf Tauchstation befinden. Natürlich werden in div. Stäben grundlegene Konzepte erarbeitet. Das ehrenamtliche Engagement bleibt -selbstredend- darüber hinaus gefagt, erhalten und erforderlich! Dieses dictum bleibt unveränderlich bestehen! Der hochengagierte Einsatz all dieser Kräfte und die wirklich reibungslose, hochprofessionelle Zusammenarbeit vor Ort sind beeindruckend.
Übrigens: Auch wenn es im Stress der nahezu stündlich neu erfundenen Selbstorganisation naturgemäß zunächst untergeht: die geflüchteten Menschen hier nehmen, und das zu Hunderten, sehr wohl ganz genau wahr, was hier alles für sie medizinisch geleistet wird. - Dies wird insbesondere in Gesprächen, in einer ruhigen Minute mit dem Wachschutz geführt, überdeutlich und sehr schnell völlig klar. "Wenn alles einmal besser ist, dann....." so enden derzeit viele Unterhaltungen mit der hier ganz besonderen Security, denn die Security spricht Farsi, Arab, Türkisch, Paschtu, Dari und damit all jene Sprachen, die dem durchschnittlich deutschen Arzt nicht ohne weiteres verständlich sind, es sei denn, er ist Landsmann. Und davon haben wir hier auch einige, die sich ihrem jeweiligen Ursprungsvolk noch verantwortlich fühlen. - Auch das baut auf!