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Dienstag, 8. Dezember 2015

Innenansichten aus dem LaGeSo | Und oben in der 10ten thront der Grinsekater

Sie, also die Verantwortlichen, werden sich kaum zum "Scham-shrimp" krümmen. Sie lassen es weiter treiben, doch: die Medien beginnen vermehrt, investigativ zu recherchieren und entsprechend unverfälscht zu berichten. Hier einer der ersten Berichte hiervon. Sicher dürfen wir bald mehr von Stern, SPON & Co. erwarten. 


Es wird Winter. Es wird kalt. - Bereits ein kurzer Blick über den Beitrag lässt dunkel erahnen, wie sich die behördliche PR-Lügenmaschine dreht. Vergleichen wir doch einfach unser Wissen, mit dem hier Gesagten. PS: Meinen Kenntnissen nach passen in die Kellergewölbe des LaGeSo keine Mäuse mehr rein, da überall Akten in den Fluren rumstehen. Aber bis in die 10te ist ja noch Platz zum Stapeln. Dann kann ER, Gott und Chef, weiter auf den Akten thronen.
 

Aufruf an alle LaGeSo MA*innen: Schreibt uns hier im blog. Wir veröffentlichen! Unzensiert!Garantiert! Denn: Wahrheit braucht Raum!

http://www.n-tv.de/politik/Lageso-Mitarbeiter-brechen-ihr-Schweigen-article16522781.html


Beitrag von Julia Camerer und Ansgar Hocke, rbb Reporterpool

"Das Chaos gibt es wirklich"


Beim Thema Flüchtlinge dreht sich in Berlin derzeit fast alles nur um eine Behörde: das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso). Wie sieht es in der Problembehörde aus, die inzwischen deutschlandweit bekannt ist? Was sagen die Mitarbeiter über ihre Arbeitsbedingungen? rbb online lässt einige von ihnen anonym zu Wort kommen. Protokolliert von Julia Camerer und Ansgar Hocke

Das Chaos – das man draußen vermutet – gibt es wirklich. Zum Beispiel: Die unbearbeiteten Fälle stapeln sich in gelben Postkisten. Und die gelben Postkisten werden in mehreren Räumen gelagert. Ein Ordnungssystem gibt es nicht. Deswegen gibt es bei uns auch den Job des "Suchers" – das sind Kollegen, die nur damit beschäftigt sind, die passende Akte zu suchen."

Der Arbeitswahnsinn sieht so aus: einer ist für nichts anderes da als die Termine zu koordinieren. Er geht ständig hoch und runter und fragt bei den einzelnen Sachbearbeitern ab, wann er wieder jemanden hochschicken kann. Das im Jahr 2015 ist doch absurd.“

Ich habe Jahrzehnte in der Berliner Verwaltung gearbeitet, nun im Lageso: Nichts wird hier richtig zu Ende gedacht. Wie werden zum Beispiel die nächsten Wochenenden abgedeckt? Wir wissen noch nicht einmal, wer am nächsten Sonnabend und Sonntag da ist. Weihnachten wird ein ganz, ganz großes Problem. Sollen hier nur Ehrenamtliche von "Moabit hilft" und der Wachschutz sein? Und was keiner weiß: Die rund 50 Bundeswehrsoldaten, die uns bei der Registrierung helfen, haben ihren Einsatzbefehl nur bis Dezember, dann sind sie weg."

Es ist absurd, wenn immer wieder betont wird, dass wir doch so viele neue Mitarbeiter im Lageso haben. Ja, wir sind offiziell mehr. Aber die meisten sind Zeitarbeiter. Die dürfen nur die Fälle in die Computer eingeben – aber nichts bearbeiten. Und für alle neuen Mitarbeiter gilt: Niemand hat eine Einarbeitung bekommen, alle müssen sich mitten im Alltagswahnsinn selber einfuchsen. Durch den Abbau von Überstunden, Urlaubstagen und auch mehr Fällen von Burnout sind wir eher weniger."

Hier sind eigentlich sehr motivierte Leute, die sich freiwillig für den Einsatz gemeldet haben. Zehn Prozent der Beschäftigten fehlen: Urlaub, Krankheit, Überstunden - das ist eigentlich okay. Da haben andere Bezirke einen viel höheren Krankenstand. Aber was uns das Genick bricht, ist die fehlende Ausstattung. Wir haben keine ordentlichen Programme um elektronische Akten anzulegen. Das macht einen mürbe."

Ich bin Sachbearbeiter. Mein Eindruck warum wir so schlecht dastehen: Organisatorisch ist die Führungsebene völlig überfordert. Allert sitzt im 10. Stock – und kommt nur runter, wenn er Besuch von Czaja bekommt. Ich glaube, viele haben längst resigniert."
Es fehlt eindeutig an Führungskräften. Die Arbeit muss ganz neu organisiert und strukturiert werden. Zurzeit arbeiten Kollegen und Kolleginnen für die Berliner Unterbringungsleitstelle, andere für den Hangar in Tempelhof, dann gibt es eine Taskforce Notunterkunft und die Stabsstelle unter dem ehemaligen Polizeipräsidenten Dieter Glietsch. Alle kümmern sich um Schlafplätze und schaffen es nicht, die Betreiber gut zu betreuen. Glietsch und der Lageso-Präsident Franz Allert können gar nicht miteinander. Da herrscht Funkstille."

Wir bestellen jeden Tag 500 oder mehr Flüchtlinge ein – mit Termin 9 Uhr. Wir wissen aber seit Wochen, dass wir nur maximal 200 abarbeiten können. Ich frage meine Vorgesetzten immer wieder, warum wir nicht realistische Termine verteilen können. Die Antwort lautet, dass das wohl an irgendeiner Richtlinie liegt, die wir einhalten müssen - pro forma."

Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst dürfen nicht ohne Zustimmung Auskunft über ihre Arbeit geben, das übernimmt üblicherweise die Pressestelle. Deshalb geben wir die Aussagen der Lageso-Mitarbeiter hier nur anonymisiert wieder.



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